Fisch von Ihrem Fischer aus Mecklenburg-Vorpommern

Björn Michalak

Auf dem Wasser ist kein Tag wie der andere

Greifswald-Wieck. Es war der Vater eines Schulkameraden, dessen Geschichten über das Leben und Arbeiten als Fischer Björn Michalak infiziert haben. Für Björn stand sehr früh fest, sein eigener Herr sein zu wollen und selbst darüber zu entscheiden, wann er sich auf die Stille des Meeres zurückzie-hen möchte. Louis, der Stammhalter, soll eines Tages in seine Fußstapfen treten. Besser noch, er macht vorher Karriere als Fußballer – Vaterträume eben.

Björn Michalak in Greifswald

Auf dem Wasser ist kein Tag wie der andere

Es war der Vater eines Schulkameraden, dessen Geschichten über das Leben und Arbeiten als Fischer Björn Michalak infiziert haben. Für Björn stand sehr früh fest, sein eigener Herr sein zu wollen und selbst darüber zu entscheiden, wann er sich aufs Meer mit seiner Stille zurückziehen möchte. Louis, der Stammhalter, soll eines Tages in seine Fußstapfen treten. Besser noch, er macht vorher Karriere als Fußballer – Vaterträume eben.

Bleib Treu

Seinen Wunsch nach dem Traumberuf Fischer, hat sich Björn Michalak vor 12 Jahren mit dem Abschluss an der Fischreischule in Sassnitz erfüllen können. Seinem Lehrherren, dessen Söhne nichts mit der Fischerei am Hut hatten, kaufte er sein erstes Boot Baujahr 1959 ab, als der in Rente ging. Vor zwei Jahren hat er sich den 11-Meter-GFK-Kutter „Bleib Treu – Wiek 14“ gekauft. Der alte Holzkutter bekommt sein Gnadenbrot im wahrsten Sinne des Wortes in Ueckermünde am Stettiner Haff als „Brötchendampfer“. Bei Wind aus Nordost bleibt das Boot im Hafen, dann bläst es direkt in den Greifswalder Bodden. Es ist ihm schon passiert, dass beim Einpiken des Bugs in eine Welle zehn Kisten Dorsch über Bord gegangen sind. Das ist ganz schlecht für den Umsatz. Seefest ist Björn, und Seekrankheit kennt er auch nicht. Nur in ein Karussell bekommt man ihn nicht rein.

Raus aus den Federn, rein in die Klamotten

Noch heute kann er sich richtig darüber freuen, wenn sie abseits der Routine mal einen richtig großen Dorsch oder Lachs im Netz haben und wenn sie nach Flundern fischen und stattdessen das Netz voller Steinbutt haben. Frühaufsteher muss man sein, wenn man Zander fangen will. Dann ist um Mitternacht die Nacht vorbei. Da ist der Heringsfang im Frühjahr vergleichsweise etwas für Spätaufsteher. Dann geht es erst um 3 Uhr morgens los.

Einmal Dänemark und zurück

Der Hering im Frühjahr wird in Massen gefangen und nach Dänemark verkauft. Dort gibt es einen Großhändler, der alles von dem Fisch verwertet. Der Rogen geht nach China, die Filets, auch Heringslappen genannt, zurück in die Dosenfischverarbeitung nach Sassnitz auf Rügen, und aus den Resten wird Fischöl gemacht – 100 Prozent Verwertung. Björn Michalak arbeitet ausschließlich mit Stellnetzen. Schleppnetze sind im Greifswalder Bodden verboten. Die Kollegen, die mit Schleppnetzen arbeiten, fahren raus in die Ostsee. Für ganz flache Gewässer wie die Dänische Wiek hat er noch ein kleines offenes Boot, ein Heuer, mit dem Zander, Barsch und Hecht gefangen werden.

Das Restaurant

Michalak vermarktet seinen Fisch über die Genossenschaft. Die gehört den sieben Fischern, die mit ihren Booten selbstständig sind und ihren Fang ausschließlich über den gemeinschaftlichen Betrieb losschlagen. Nur wenn es auf Heringsfang geht, dann fischen sie zusammen, um den LKW zur Fischfabrik in Skagen in Nordjütland voll zu bekommen. Gemeinsam betreiben sie einen Fischladen und ein Selbstbedienungsrestaurant direkt am Hafen sowie ein Fischgeschäft in der Innenstadt von Greifswald, weil dort die Laufkundschaft ist. 24 Angestellte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Am Hafen sind es eher die Urlauber, die Fisch kaufen. Die bekommen nämlich Appetit auf frischen Fisch bei einer Rundfahrt mit der „MS Stubnitz“, die im Museumshafen von Greifswald startet, einen Zwischenstopp am Fischereihafen in Wiek einlegt und dann durch die Klappbrücke nach Ludwigsburg und zurück fährt. Zu Saison brummt es richtig in der „Hafenräucherei Wiek 05“. Hier setzt man nicht auf Haute Cuisine, sondern auf traditionelle Fischgerichte wie frittiertes Schollenfilet mit Kräuterbutter oder Seelachsfilet im Teigmantel, Räucherfisch vom Heilbutt, Hering, Flunder und Rotbarsch. Hinzu kommen Pfannengerichte wie Lachsfilet in Petersiliensauce, Zander- oder Hechtfilet und Saisonfische wie Hornfisch süß sauer. Geräuchert wird auf Buchenholz gleich nebenan, und wenn die Gäste gegangen sind, direkt im Lokal. Der Geruch liegt permanent in der Luft und passt zu der rustikalen Einrichtung. Bei gutem Wetter kann man draußen essen, mit direktem Blick auf die Kutter und die Fischersleute, denen man das schmackhafte Mahl zu verdanken hat. Gleiches gilt für das Ladengeschäft mit einem Bootsdeck als Tisch und Pollern als Sitzgelegenheit. Der wie eine Welle geformte Tresen birgt viele Leckereien aus den Räucheröfen, Varianten von Heringssalat, Fischbrötchen und frischen Barsch, Aal, Hecht oder Flunder, die auf Eis liegen.

Björn isst nur Fisch, den er selbst gefangen hat und von dem er weiß, woher er kommt. Am liebsten geräucherten Heilbutt oder gebackenen Heilbutt auf Gemüsebett. Wenn er frisch sein soll, darf man nicht nur darauf achten, ob er in der Region gefangen wurde, sondern welcher Fisch gerade Saison hat. Im Sommer gibt es keinen frisch gefangenen Hering. Der wird nur im Frühjahr, Herbst und Winter in der Region gefischt. Es gibt im Winter ja auch keine frischen Erdbeeren aus heimischen Gefilden.

Vorpommern

Vorpommern umfasst die östliche Hälfte Mecklenburg-Vorpommerns mit den Inseln Fischland-Darß-Zingst, Rügen und Usedom und grenzt an Polen. Die Flagge mit dem Greif als Wappentier weht über der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, dem intellektuellen Zentrum Vorpommerns und den Seebädern Lubmin und Ueckermünde. Von Freest, dem größten Fischereihafen Vorpommerns, gehen die Boote auf Fangfahrt in die Ostsee oder fahren den Peenestrom hinunter, vorbei an Wolgast und dem Lassaner Winkel in das Achterwasser und passieren schließlich auf dem Weg in das Stettiner Haff den Naturpark Flusslandschaft Peenetal. In der Region Stettiner Haff mit der Ueckermünder Heide, hat man einen ganz anderen Jäger wieder gesichtet – den Wolf.