Fisch von Ihrem Fischer aus Mecklenburg-Vorpommern

André Grählert

Fischbrötchen oder weißes Tischtuch – die Qual der Wahl

Barth. Im Schatten des ehemaligen Getreidespeichers ducken sich zwei weiß getünchte Schuppen im Stadthafen von Barth. Das ist der Heimathafen des Fischers André Grählert und seiner Mannschaft. Während im Restaurant des zum Hotel umgebauten Speichers im stilvollen Ambi-ente feine Speisen kredenzt werden, genießen Einheimische und Urlauber in Dei Lütt Fischhall küchenfertig zubereiteten Fisch vom Kutter „Lupo“. Der gehört André.

André Grählert in Barth Fischland Darß Zingst

Fischbrötchen oder weißes Tischtuch? – die Qual der Wahl

Im Schatten des ehemaligen Getreidespeichers ducken sich zwei weiß getünchte Schuppen im Stadthafen von Barth. Das ist der Heimathafen des Fischers André Grählert und seiner Mannschaft. Während im Restaurant des zum Hotel umgebauten Speichers im stilvollen Ambiente feine Speisen kredenzt werden, genießen Einheimische und Urlauber in Dei Lütt Fischhall küchenfertig zubereiteten Fisch vom Kutter „Lupo“. Der gehört André.

An der Waterkant von Barth

Hinter den Wänden der kleinen Fischhalle sieht es genauso aus, wie man sich einen Fischerschuppen vorstellt. Dort stapeln sich Netze, Fischkisten, Stellnetzstangen mit bunten Fähnchen, leuchtend orange Schwimmkörper und Ölzeug. Die Grundausrüstung für die Küstenfischerei. Eine Tür weiter befindet sich der Frühstückraum für die Mitarbeiter. Nicht ganz so stilvoll eingerichtet wie im Wintergarten des Hotels, sondern eher zweckmäßig. Dafür muss niemand darauf achten, weißes Tafeltuch zu beflecken. Hier gibt es nach jeder Fangfahrt ein deftiges Frühstück, und obwohl sich bereits das gesamte Leben der Männer um Fisch zu drehen scheint, steht der natürlich ebenfalls auf dem Frühstückstisch. Wo der steht, gab es vor 1970 nur Wasser. Das Land, auf dem der Schuppen steht, den André Grählert nach der Wende der Genossenschaft abgekauft hat, wurde aufgespült. Die ursprüngliche Wasserkante liegt eigentlich 300 Meter weiter im Landesinneren, dort wo heute die Hafenstraße verläuft.

Die Konkurrenz schläft nicht

Von Kollegen und Bekannten wird er nur André genannt. Niemand sagt Herr Grählert zu ihm. Herr Grählert ist sein Vater, in dessen Fußstapfen André getreten ist. Auch der war Fischer, ist inzwischen in Rente, aber trotzdem sieht man ihn häufig am Schuppen im Osthafen. Einmal Fischer, immer Fischer. Andrés Wunsch war es von jeher Koch oder Fischer zu werden. Gesagt, getan. Tagsüber hält ihn die Fischerei auf Trab, und abends findet er Ruhe und Muße, um seinem Hobby, dem Kochen, nachzugehen. Andere Hobbies hat er nicht. Doch, er segelt in seiner Freizeit gern. Das ist die Zeit, wo er sich auf dem Wasser entspannen kann, nicht arbeitet, die Natur nicht gegen ihn arbeitet und er den Anblick eines Seeadlers in Ruhe genießen kann. Etwas neidisch blickt er dann auf die Kormorane. Die vertilgen pro Tag etwa ein Kilogramm Fisch. Im Sommer jagen sie die jungen Barsche. Davon wiegt einer 15 Gramm. Das macht über den Daumen gepeilt gut 65 Jungtiere. Und das ohne Fangquote!

Die wahre Liebe

Seine Liebe gehört seiner Arbeit. Die Fischerei ist für ihn mehr als nur ein Beruf, sie ist eine Berufung. Für André gibt es keinen Samstag, Sonntag oder Feiertag. Urlaub ist die Zeit, in der man kein Geld verdienen kann. Wer das anders empfindet und dem Beruf des Fischers nicht mit sehr viel Leidenschaft nachgeht, würde die harte Arbeit auch nicht durchstehen. Sein Kollege David hat sieben Geschwister. David ist der einzige, der Fischer werden wollte. Stephan hingegen entstammt einer alteingesessenen Fischerfamilie aus Neuendorf-Heide am Saaler Bodden. Für ihn stand die Frage nach der Berufswahl nie wirklich im Raum. Zwei angestellte Frauen kümmern sich um die Lütt Fischhall, die von Dienstag bis Samstag geöffnet ist. Freitags und samstags tobt dort der Bär, oder war es der Hering? Die meisten Kunden sind Einheimische. Urlauber kommen nur für drei Monate. Dafür könnte André den Betrieb nicht aufrecht erhalten. So laufen die Geschäfte aber gut, und in naher Zukunft soll der kleine Laden im Schuppen gegenüber vergrößert werden. Dann gibt es dort auch Fischbrötchen. Der Jachthafen ist gleich nebenan. André beliefert zudem einige Restaurants in der Region. Was er ihnen anbieten kann, weiß er nie genau. Das hängt davon ab, was sich im Stellnetz, den Reusen oder den Aalkorbketten nachts eingefunden hat.

Zum Fischer muss man geboren sein – und früh aufstehen

Morgens um 4 Uhr geht es los. Manch einer weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass um diese Zeit Wecker überhaupt schon einen Piep von sich geben können.

Den Händlern und Gaststätten meldet er per Funk oder Telefon bereits um 6 Uhr, was ins Netz gegangen ist. Sein Kutter, die „Lupo“, hat die Bezeichnung PRU 14. Das steht für Pruchten.

Dort, kurz vor der Meiningenbrücke, ist André geboren, und dort befindet sich der Sitz des Familienbetriebs. Den Heimathafen musste er mit dem Kauf eines Fabuk, eines dänischen GFK-Kutters mit mehr Tiefgang, nach Barth verlegen. Für flache Gewässer besitzt der Familienbetrieb noch ein Zeesboot, Baujahr 1927.

Mast- und Schotenbruch

Seemannsgarn braucht man auf einem Fischerboot nicht spinnen. Das braucht man nur zum Reparieren der Netze. Aber ein Erlebnis wird André nie vergessen. Es war an einem kalten Novembermorgen, als André mit „Vattern“ im Stockdunkeln in die Ostsee auslief. Ein Sturm war angekündigt, und eigentlich wollten die beiden Männer im sicheren Hafen zurück sein, bevor der Wind aus Nordost zu heftig zum Fischen werden würde. Irgendwann, als die Brecher bereits über den Bug krachten, bat ihn sein Vater, die Scheinwerfer anzumachen, um zu sehen, was dort vor ihnen los war. Ein Blick auf die Wellenberg vor ihnen reichte. „Mach aus, ich will das gar nicht sehen“, kommentierte er die Situation, und das Boot tauchte ein in ein vier bis ???? Meter tiefes Wellental, in dem die Wellenkämme über das Steuerhaus ragten. Angst vor der See hat André trotzdem nicht. Dann schon eher Höhenangst. Deswegen bleibt der Mann mit dem Vollbart, den hellwachen Augen und dem sanften Lächeln fest verwurzelt mit seiner Heimat am Barther Bodden, so eben über Normalnull.

Fischland-Darß-Zingst

Fischland-Darß-Zingst ist ein über die Jahrhunderte zusammengewachsenes Dreigespann von Inseln. Es waren die Naturgewalten, Stürme und Strömungen, welche die gleichnamigen Inseln zu dem uns heute bekannten keulenartigen Landstrich vor der Küste zusammenwachsen ließen. Der 800 Quadratkilome-ter große Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist die Brutstätte von unzähligen Wat- und Wasservögeln. Die Menschen hier leben vom Fischfang, Tourismus und Kunstgewerbe in Orten wie Dierhagen, Wustrow, Ahrenshoop, Prerow und Zingst. Der Besucher hat die Wahl zwischen einem Quartier an der belebten Ostseeküste oder in der eher beschaulichen Boddenlandschaft.